schwangere Frau am Strand

Gesundheit

Kaffee und Schwangerschaft

Kaffee in der Schwangerschaft

Für viele ist Kaffee am Morgen der liebste Wachmacher. Kaffee dient als Mittel gegen Müdigkeit oder Stress und die Kaffeepause als kleine Flucht aus dem Alltag. Doch in der Schwangerschaft ist Koffein, die psychoaktive Substanz im Kaffee, nicht unumstritten.

Eine Schwangerschaft und die Geburt sind im Leben einer Frau bedeutende Zeiten. Veränderungen prasseln auf Sie ein und Sie entscheiden nicht mehr nur für sich allein. Nicht nur Ihr Körper verändert sich – nein – Ihr ganzes Leben. Vielen Paaren mit Kinderwunsch und werdenden Eltern ist nicht bewusst, dass die Ernährung und der Lebensstil sowohl die Gesundheit des Kindes als auch die eigene Gesundheit langfristig beeinflussen können. Ein Koffeinbewusstsein für den eigenen Körper und eine Einschätzung der aufgenommenen Koffeinmenge sind deshalb wichtig. Ein achtsamer Lebensstil und entkoffeinierter Kaffee helfen Ihnen in dieser besonderen Zeit. 

Eine Schwangerschaft ist daher auch eine Zeit mit vielen Fragen. Wir wollen an dieser Stelle helfen und klären auf, worauf Sie bei Ihren Kaffeepausen achten sollten.
Espresso mit Latte-Art-Herz in weißer Tasse auf weißer Untertasse

Eine Schwangerschaft verändert Alles, auch Ihre Kaffeewahrnehmung

Die Schwangerschaft verändert eine Frau auf vielfältige Weise. Die richtige Ernährungsweise rückt in den Fokus und die Sinneswahrnehmungen verändern sich unter dem Hormoneinfluss. Sie reagieren empfindlicher gegenüber bestimmten Aromen und Gerüchen. Gerade im ersten Drittel (Trimester) der Schwangerschaft nehmen Sie verschiedene Aromaeindrücke anders wahr. Dazu zählt auch das Aroma von gebrühtem Kaffee. Das Kaffeearoma, das Ihnen vor Ihrer Schwangerschaft das Liebste am Morgen war, wird von Ihnen plötzlich nicht mehr als angenehm wahrgenommen. 

Zu den Anzeichen einer Schwangerschaft im frühen Stadium kann neben Übelkeit und Erbrechen auch eine mögliche Abneigung gegen Kaffee gehören. Frauen, die davon betroffen sind, schränken automatisch den Kaffeekonsum und damit die Koffeinaufnahme ein. Aber nicht alle Frauen nehmen die ersten Anzeichen einer Schwangerschaft so deutlich wahr und nehmen möglicherweise unbewusst zu viel Koffein auf. Wir empfehlen, beim ersten Anzeichen einer Schwangerschaft zu entkoffeiniertem Kaffee zu wechseln. So sinkt das Risiko einer Koffeinüberdosierung rapide.

In welchen Lebensmitteln steckt Koffein?

Wir haben für Sie eine kurze Liste zusammengestellt, in welchen Getränken und Süßigkeiten Koffein enthalten ist. Damit können Sie sich einen Überblick verschaffen, bei welchen Lebensmitteln Sie vorsichtig sein sollten. Über den Tag summiert sich die Koffeinmenge auf, die Sie zu sich nehmen. Besser gleich entkoffeinierten Kaffee trinken, denn dann müssen Sie sich nicht am Abend um das Stück Schokolade sorgen.

Diese Liste ist nicht vollständig und der konkrete Koffeingehalt von Kaffee, Schokolade oder Tee variiert und ist stark abhängig von der Zubereitung. Gerade bei Kaffee beeinflusst die Mischung der Kaffeebohnen, der Mahlgrad und die Zubereitung den Koffeingehalt stark.

Lebensmittel und Koffeingehalt

  • 150 ml Filterkaffee: 50 - 100 mg
  • 150 ml Decaf-Filterkaffee: ca. 3 mg 50 ml 
  • Espresso (doppelter): 50 - 150 mg 50 ml 
  • Decaf-Espresso (doppelter): 3 - 5 mg 200 ml 
  • Latte Macchiato: ca. 80 mg 150 ml 
  • Cappuccino: ca. 80 mg 200 ml 
  • schwarzer Tee: ca. 45 mg 200 ml 
  • grüner Tee: ca. 30 mg 250 ml 
  • Cola: ca. 25 mg 200 ml 
  • Kakaogetränk: 8 - 35 mg 
  • 250 ml Energy Drink: ca. 80 mg 
  • 100 g Vollmilchschokolade: 3 - 35 mg 
  • 100 g Zartbitterschokolade: 50 - 110 mg
Quelle: Deutscher Kaffeeverband und Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)
schwangere Frau formt mit ihren Händen ein Herz auf ihrem Bauch

Wie viel Koffein dürfen Sie zu sich nehmen?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät schwangeren Frauen dazu, koffeinhaltige Getränke nur in moderaten Mengen zu trinken und auf Energy Drinks ganz zu verzichten. Verschiedene Studien zeigten, dass die regelmäßige Koffeinaufnahme in der Schwangerschaft zu fetalen Wachstumsverzögerungen und zu einem geringeren Geburtsgewicht bei Neugeborenen führt. Studien mit linearen Dosis-Wirkungs-Analysen zeigen, dass jede zusätzliche Aufnahme von 100 mg Koffein pro Tag (ca. 1 Tasse Kaffee oder 2 Tassen Tee) während der Schwangerschaft mit einem Anstieg für ein verringertes Geburtsgewicht verbunden ist. Dieses Risiko scheint mit steigender Koffeinaufnahme linear zuzunehmen. 

Das durchschnittliche Geburtsgewicht eines Neugeborenen liegt bei ca. 3600 Gramm. Jede zusätzliche Tasse Kaffee kann dazu führen, dass das Kind mit ca. 21 -28 Gramm weniger auf die Welt kommt. Bei normal entwickelten gesunden Neugeborenen ist ein niedrigeres Geburtsgewicht unproblematisch. Doch bei Frühgeborenen oder etwas unterentwickelten Kindern kann ein verringertes Geburtsgewicht unter Umständen zu Folgekomplikationen führen. 

Deshalb kommt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu folgender Empfehlung: 

Eine regelmäßige tägliche Koffeinaufnahme von 200 mg stellt während der Schwangerschaft keine Gefahr für die fetale Entwicklung des Kindes dar. Gleichwohl wurde eine einzelne sichere Dosis der Koffeinaufnahme für Schwangere nicht festgelegt. Wichtig ist: Sie müssen während der Schwangerschaft nicht die Anzahl Ihrer Kaffeegenussmomente reduzieren, wenn Sie zu entkoffeiniertem Kaffee wechseln. Erleben Sie Ihre Kaffeegenussmomente ohne Reue. Bis Sie die empfohlene Tagesdosis der EFSA erreicht haben, könnten Sie ca. 60 Tassen Decaf trinken.
Latte-Art-Herz Cappuccino in weißer Tasse auf pinkem Untergrund

Wie wirkt Koffein in der Schwangerschaft?

Auch als schwangere Kaffeegenießerin spüren Sie den stimulierenden Effekt des Koffeins. Aber nicht nur Sie werden wach, Ihr Kind wird es auch. Koffein ist plazentagängig und wird während der Schwangerschaft direkt an Ihr Kind weitergegeben. In den Haaren von Neugeborenen konnte Koffein nachgewiesen werden. Damit konnte der ungehemmte Übergang von Koffein von der Mutter auf das Kind bewiesen werden. Der Koffeingehalt im Haar der Neugeborenen entsprach dabei ungefähr dem mütterlichen Koffeinkonsum während des letzten Drittels der Schwangerschaft. 

Ein täglicher Koffeinkonsum bei schwangeren Frauen führt auch zu einer Koffeinanreicherung im Kind, da weder das Kind noch die Plazenta in der Lage sind, Koffein abzubauen. Wer morgens, mittags und am Nachmittag Kaffee, Tee oder Cola trinkt, ist demnach permanent koffeiniert – auch nachts. 

Hinzu kommt, dass eine Frau Koffein während der Schwangerschaft viel langsamer abbaut als üblich. Normalerweise erreicht eine gesunde Kaffeegenießerin die höchsten Koffeinkonzentrationen im Blut nach 1 bis 2 Stunden. Die Halbwertszeit, also die Zeit nach der 50 % der ursprünglichen Koffeinkonzentration abgebaut sind, wird innerhalb von 2,5 bis 5 Stunden erreicht. Während der Schwangerschaft verlängert sich die Halbwertszeit und kann gegen Ende der Schwangerschaft auf bis zu 18 Stunden ansteigen. Erst ein paar Wochen nach der Entbindung normalisiert sich der Koffeinabbau und die gleichen Halbwertszeiten wie vor der Schwangerschaft werden erreicht.
schwangere Frau hält Teddybär

Kaffee und Stillen – worauf sollten Sie achten?

Ist das Kleine erst einmal auf der Welt, kostet es Sie viel Schlaf. Da sehnen Sie sich nach der ersten Tasse Kaffee am Morgen. Doch sollten Sie vorsichtig sein, denn Koffein gelangt auch mit der Muttermilch in Ihr Baby und nicht nur Sie spüren dann die Wirkung des Wachmachers, Ihr Kind spürt sie auch. 

Bei gesunden Erwachsenen wird Koffein hauptsächlich durch spezifische Enzyme in der Leber abgebaut. Bei Neugeborenen und Kleinkindern ist das Enzymsystem der Leber aber noch unterentwickelt, deshalb können sie Koffein noch nicht umfänglich abbauen. Bei Neugeborenen sind die Nieren der Hauptausscheidungsweg des Koffeins aus dem Körper. Mehr als 80 % des Koffeins sind unverändert im Urin von Neugeborenen nachweisbar, während gesunde Erwachsene nur 2 - 4 % des Koffeins unverändert über den Urin ausscheiden. 

Ebenso zeigen medizinische Beobachtungen, dass über die Muttermilch aufgenommenes Koffein beim Kind zu Unruhe, Bauchweh und Blähungen führen kann. Während der Stillzeit gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine maximale Aufnahme von 200 mg Koffein am Tag vor. Gekoppelt an diese Empfehlung ist, dass stillende Mütter koffeinhaltige Lebensmittel erst nach einer Stillmahlzeit zu sich nehmen sollten. So hat der mütterliche Organismus Zeit, das Koffein abzubauen, bevor die nächste Stillmahlzeit ansteht, und dadurch würde Ihr Baby die Koffeinwirkung nicht zu stark spüren. Entkoffeinierter Kaffee ist auch während Ihrer Stillzeit eine sichere Alternative für Sie und Ihr Kind.

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