Gesundheit
Kaffee und Verträglichkeit
Kaffee-Unverträglichkeit
Für viele ist die Tasse Kaffee am Morgen eine Selbstverständlichkeit. Erst mit Kaffee gelingt der perfekte Start in den Tag. Doch gibt es Personen, die auf Kaffeegenuss mit Unwohlsein reagieren. Die Symptome sind oftmals unspezifisch und reichen von Bauchschmerzen und Übelkeit über Schwitzen und Zittern bis zu Kopfschmerzen. Ist das eine Kaffeeunverträglichkeit?
Ob wir von einer Kaffeeunverträglichkeit im medizinischen Sinne sprechen können oder ob es sich einfach um die physiologische Wirkung von Koffein auf den Körper handelt, klären wir in diesem Beitrag. Klar ist, dass Sie sensibel auf Kaffee und vor allem auf seine physiologisch aktivste Substanz, das Koffein, reagieren können. Wenn Ihr Körper auf Kaffee bzw. Koffein mit Unwohlsein reagiert, sollten Sie erst einmal auf entkoffeinierten Kaffee umsteigen, bevor Sie ganz auf Kaffee verzichten, um herauszufinden, wie stark Sie auf Koffein reagieren und welche Koffeindosis angenehm für Sie ist. So finden Sie zu einer koffeinbewussten, achtsamen Ernährungsweise, ohne auf Ihren Kaffeegenuss zu verzichten.
Was ist eine Kaffeeunverträglichkeit?
Generell lässt sich sagen, dass eine Unverträglichkeitsreaktion Ihres Körpers nach Ihrem Kaffeegenuss nicht auf die Qualität des Kaffees hinweist, sondern eine individuelle Fehlreaktion Ihres Körpers auf die Art oder Menge von Kaffeeinhaltsstoffen, wie z.B. Koffein, ist.
Der Unterschied zwischen einer Lebensmittelallergie und einer Lebensmittelunverträglichkeit ist wichtig, um einzuordnen, welches individuelle Risiko mit dem Verzehr eines Lebensmittels einhergeht. Gleichzeitig hilft es uns, das Phänomen Kaffeeunverträglichkeit nachzuvollziehen.
Die Lebensmittelallergie
Eine Allergie auf Lebensmittel haben Sie, wenn Ihr Immunsystem auf bestimmte Bestandteile im Essen reagiert. Ihr Immunsystem löst unmittelbar eine Abwehrreaktion aus, wenn Sie mit dem Allergen in Berührung kommen. Ihr Körper bildet Antikörper gegen das Eiweiß (Allergen) aus dem Lebensmittel und bekämpft den für Ihren Körper feindlichen Stoff. Bereits kleinste Mengen von Nüssen können bei einem Nussallergiker zu schweren allergischen Reaktionen führen. Die Schwere und Ausprägung der allergischen Reaktion sind individuell und können zu ganz unterschiedlichen klinischen Befunden führen. Es kann von Juckreiz über Magen-Darm- und Kreislaufbeschwerden, über Neurodermitis-Schüben oder Schleimhautschwellungen (Angioödeme) bis hin zu Asthma führen. Eine Immunreaktion nach Kaffeegenuss ist nicht bekannt.
Die Lebensmittelunverträglichkeit
Eine Unverträglichkeit wird medizinisch auch Intoleranz genannt. Der Befund liegt vor, wenn Ihr Darm nur eine eingeschränkte Fähigkeit hat, bestimmte Lebensmittelbestandteile richtig zu verdauen oder abzubauen. Eine Lebensmittelunverträglichkeit ist dosisabhängig. Das bedeutet, dass Beschwerden erst nach einer bestimmten aufgenommenen Menge des Lebensmittels auftreten. Mit einer Lebensmittelintoleranz können Sie bereits geboren sein, sie kann sich aber auch während Ihres Lebens entwickeln. So kann z.B. der Mangel an dem Enzym Laktase im Darm dazu führen, dass Sie Milchzucker (Laktose) nicht vollständig abbauen können. Den Abbau übernehmen in diesem Fall Darmbakterien, die störende Gase produzieren, die zu Bauchschmerzen und Blähungen führen können. Eine Lebensmittelunverträglichkeit steht im Zusammenhang mit einer eingeschränkten Verdauung bestimmter Lebensmittelinhaltsstoffe – das ist für Kaffee nicht bekannt.
Rechtliche Einordnung einer Unverträglichkeit oder Allergie
Der Gesetzgeber schützt Sie, wenn Sie von einer Allergie oder einer Unverträglichkeit betroffen sind, indem er Lebensmittelhersteller dazu verpflichtet, die 14 Hauptallergene auf seinen Produkten zu kennzeichnen. Auch beim Verkauf von loser Ware wie z.B. im Fleischereigeschäft oder auf der Speisekarte in Ihrem Lieblingsrestaurant können Sie die Kennzeichnung der Allergene finden. Wenn Sie sich nicht sicher sind, fragen Sie lieber noch einmal nach. Wissenschaftlich anerkannt ist, dass 90 Prozent der Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten durch 14 verschiedene Lebensmittelgruppen ausgelöst werden. Kaffee und Koffein gehören nicht dazu.
Kennzeichnungspflichtige Allergene sind:
- Glutenhaltiges Getreide
- Krebstiere
- Eier Fisch
- Erdnüsse
- Soja
- Milch (Milcheiweiß, Laktose)
- Nüsse, Schalenfrüchte
- Sellerie
- Senf
- Sesam
- Schwefeldioxid und Sulfite
- Lupinen
- Mollusken (Weichtiere wie Muscheln und Schnecken)
Gibt es eine Kaffeeunverträglichkeit?
Koffein ist die physiologisch aktivste Substanz im Kaffee. Ob Koffein eine positive oder negative Wirkung auf Ihren Körper hat, ist dosisabhängig. Nehmen Sie zu hohe Dosen Koffein zu sich, kann das Unwohlsein, Übelkeit, Nervosität und Gereiztheit auslösen oder zu Schlaflosigkeit führen. Dabei ist bei manchen Personen bereits eine Tasse Kaffee zu viel, während andere Personen mehrere Tassen trinken können, ohne eine Beeinträchtigung zu spüren.
Jede Person zeigt grundsätzlich aber eine Reaktion auf Kaffee, denn Koffein macht wach, das ist wissenschaftlich anerkannt. Übersteigt die aufgenommene Dosis das individuelle Aufnahmelimit, zeigen sich negative körperliche Symptome. Darin unterscheidet sich Kaffee bzw. Koffein von einer klassischen Lebensmittelunverträglichkeit, denn unter letzterem leiden nur Personen, deren körperliche Verdauungsfunktionen eingeschränkt sind. Verschiedene Faktoren haben einen Einfluss darauf, ab wann die aufgenommene Koffeindosis spürbar und unangenehm werden kann.
- Ihre individuelle Stoffwechselrate und die Halbwertzeit von Koffein in Ihrem Blut ist wichtig, wann eine Koffeinüberdosierung bei Ihnen spürbar wird.
- Ihre Gene greifen in Ihren Koffeinabbau ein und sorgen dafür, dass Sie Koffein entweder schnell oder langsam abbauen können.
- Ihr Lebensstil, das Alter, das Geschlecht, die Ernährung, Krankheiten oder die Einnahme von Medikamenten können den Koffeinabbau in Ihrem Körper beeinflussen. Bei Frauen sollten außerdem bestimmte Lebensphasen, wie Schwangerschaft, gesondert betrachtet werden, denn in diesen Phasen haben Frauen einen verlangsamten Koffeinabbau.
- Gewohnheitsmäßige Kaffeetrinker können Koffein besser vertragen als Personen, die nur sporadisch Kaffee trinken.
Wie viel Koffein ist zu viel Koffein?
Die Koffeindosis, mit der Sie sich noch wohl fühlen, ist für jeden individuell. Dass Koffein aber auf jede Person eine stimulierende und wachmachende Wirkung hat, ist wissenschaftlich belegt. Gleichzeitig ist eine tödliche Dosis für Koffein bekannt. Im menschlichen Blut liegt eine letale, also tödliche Koffeinkonzentration, bei ca. 0,08 bis 0,1 mg / ml vor. Das entspricht einer Einnahme von ca. 10 Gramm reinem Koffein (ca. 1 Esslöffel) oder 24 Liter bzw. 120 Tassen koffeinhaltigem Kaffees bei einmaligem Konsum. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat 2015 ein Gutachten über Koffein erstellt und darin sichere Verzehrmengen für Koffein festgelegt. Laut EFSA Gutachten gelten 4 - 5 Tassen Kaffee am Tag als sicher.
Erwachsene
Einzeldosen von bis zu 200 mg Koffein – etwa 3 mg pro Kilogramm Körpergewicht (KG) (mg / kg KG) aus allen Nahrungsmitteln sind für die gesunde erwachsene Allgemeinbevölkerung unbedenklich. Die gleiche Koffeinmenge ist unbedenklich, wenn sie weniger als zwei Stunden vor intensiver körperlicher Betätigung unter normalen Umweltbedingungen aufgenommen wird. Für Schwangere oder Personen mittleren und höheren Alters, die sich intensiv körperlich betätigen, stehen keine Studien zur Verfügung.
Einzelne Koffeindosen von 100 mg (etwa 1,4 mg / kg KG) können sich bei einigen Erwachsenen auf Schlafdauer und -muster auswirken, insbesondere, wenn sie kurz vor dem Schlafengehen aufgenommen werden.
Eine über den gesamten Tag verteilte Koffeinaufnahme aus allen Nahrungsmitteln von bis zu 400 mg (etwa 5,7 mg / kg KG / Tag) ist für die gesunde erwachsene Allgemeinbevölkerung unbedenklich. Ausgenommen davon sind Schwangere.
Schwangere / stillende Frauen
Eine über den gesamten Tag verteilte Koffeindosis aus allen Nahrungsmitteln von bis zu 200 mg / Tag ist für den Fötus unbedenklich.
Kinder und Jugendliche
Für Erwachsene als unbedenklich eingestufte Einzeldosen von Koffein (3 mg / kg KG) können auch für Kinder als sicher gelten, da die Rate, in der Kinder und Jugendliche Koffein verarbeiten, mindestens der Rate von Erwachsenen entspricht. Studien zur akuten Koffeinwirkung auf Ängstlichkeit und Verhalten bei Kindern und Jugendlichen unterstützen die Richtigkeit der angenommenen Dosis. Für den gewohnheitsmäßigen Koffeinkonsum von Kindern und Jugendlichen wird daher ebenfalls ein Sicherheitsniveau von 3 mg / kg KG / Tag vorgeschlagen.
(Quelle: EFSA explains Caffeine, 2015)
Abschließend müssen wir feststellen, dass es keine zu verallgemeinernde Kaffeeunverträglichkeit gibt. Jeder reagiert ganz individuell auf Kaffee und Koffein. Weder die Kriterien einer klassischen Lebensmittelallergie noch die einer Lebensmittelunverträglichkeit lassen sich auf Kaffee anwenden.
Wer also Kaffee nicht verträgt, reagiert empfindlicher als andere auf die Kaffeeinhaltsstoffe wie z. B. Koffein. Diesen Personen raten wir, auf entkoffeinierten Kaffee umzusteigen.
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adam stefanca, Unsplash | taylor cowling, Unsplash | annie spratt, Unsplash | nathan dumlao, Unsplash